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27.06.2025

Leuchtturmprojekt nimmt Konturen an

Vor knapp drei Jahren begannen Ingenieure der Stadtwerke Gießen (SWG) mit den ersten Planungen für das iKWK-Projekt PowerLahn. Dahinter verbirgt sich eine innovativen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, mit der die SWG einen weiteren großen Schritt in Richtung Dekarbonisierung der Gießener Fernwärme gehen. Inzwischen ist das Gebäude, in dem künftig das Herzstück des aus drei Komponenten bestehenden Systems arbeitet, weitgehend fertiggestellt: In der Energiezentrale in der Schlachthofstraße entziehen ab Mitte 2026 drei Großwärmepumpen dem Wasser der vorbeifließenden Lahn CO2-neutral Wärmeenergie, die in das Gießener Fernwärmenetz gelangt.
Um politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie zahlreiche Stakeholder über die Hintergründe und den Stand der Bauarbeiten zu informieren, luden die SWG zu einer Veranstaltung auf der Baustelle der Energiezentrale ein. „Mit PowerLahn bringen die SWG die Fernwärmeversorgung in unserer Stadt auf ein neues Niveau“, lobte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher das Engagement der SWG in seinem Grußwort. Tatsächlich produzieren die drei Wärmepumpen in der Schlachthofstraße ab Juni nächsten Jahres genug Wärme für rund 3.900 Wohnungen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der SWG Alexander Wright ging in seiner Rede auf die Innovationskraft der Stadtwerke Gießen ein: „Die SWG beweisen einmal mehr, dass sie in der Lage sind, neue Technologien sinnvoll und wirtschaftlich in ihr bestehendes System zu integrieren.“

Viel Neues
Die zu PowerLahn gehörenden drei Flusswasser-Wärmepumpen sind die ersten, die in Hessen in Betrieb gehen werden. Folglich gab es keine Erfahrungen, die nötigen Genehmigungen betreffend. Dank der akribischen Planung des SWG-Projektteams lief trotzdem alles im Zeitplan. „Wir wussten von Anfang an, dass wir uns auf neuem Terrain bewegen. Aber wir waren uns immer sicher, dass wir ein solches Projekt bewältigen können“, blickte Matthias Funk, Technischer Vorstand der SWG, zurück. In seinem Vortrag erörterte er die Funktion und die zahlreichen Vorteile der iKWK-Anlage, zu der neben den Wärmepumpen auch zwei Blockheizkraftwerke und ein elektrischer Wärmeerzeuger gehören.
 
Stichwort akribische Planung. Auch die Bauarbeiten liegen aufgrund der sorgfältigen Vorarbeit voll im Zeitplan. Derzeit bauen Fachfirmen die Verfahrenstechnik im Erdgeschoss der Energiezentrale ein – also alle Leitungen, Pumpen und Armaturen, die für den Betrieb nötig sind. Die Installation der drei Wärmepumpen ist für Ende Juli terminiert. Auch im Außenbereich hat sich schon viel getan: Das Einlaufbauwerk, durch das Lahnwasser zu den Wärmepumpen strömt, ist bereits komplett fertig und fügt sich unauffällig ins Lahnufer ein. Mit dem Auslaufbauwerk sind die SWG noch etwas länger beschäftigt. Die dafür nötige Rohrleitung zwischen Energiezentrale und Lahn ist schon verlegt. Die Vollendung des sogenannten Kolks, einer naturnah gestalteten Fläche mit Kies und größeren Steinen, auf der sich das Wasser auf seinem Weg zurück in den Fluss mit Sauerstoff anreichert, steht planmäßig erst im nächsten Jahr an.

Ein wichtiger Schritt für Gießen
Das Projekt PowerLahn bringt die Wärmewende in Gießen entscheidend weiter. „Wir unternehmen alles in unserer Macht stehende, um die Stadt beim Erreichen ihres ambitionierten Klimaziels zu unterstützen“, führt Andreas Hergaß, Kaufmännischer Vorstand der SWG, aus. Die dank PowerLahn zu erwartende Entlastung der Umwelt lässt sich in konkrete Zahlen fassen: Insgesamt reduziert die iKWK-Anlage den Kohlendioxidausstoß um rund 10.000 Tonnen jährlich – verglichen mit den üblicherweise zum Einsatz kommenden Gaskesseln und Gasturbinen. Darüber hinaus verringert sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. „Ein Aspekt, der angesichts der sich rasant wandelnden geopolitischen Ordnung zunehmend wichtiger werden dürfte“, findet Andreas Hergaß.